Hello Body Image
26. November 2021 In Allgemein Kommentare deaktiviert für Hello Body Image
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-Der Zusammenhang zwischen dem eigenen Körperbild und der Sexualität-
Was glaubt ihr eigentlich wie viele Entscheidungen pro Tag trefft ihr beeinflusst durch euer Bild von eurem Körper? Ich glaube es sind tatsächlich ziemlich viele. Ob ihr nun stundenlang eure Selfies für Instagram mit Filtern bearbeitet oder überlegt ob ihr jetzt noch was essen sollt, bevor ihr euch in den Bikini schwingt oder euch lieber beim nächsten Gruppenbild ganz weit nach hinten stellt, damit bestimmte Körperregionen nicht gesehen werden oder euch lieber für das weite Oberteil nach dem morgendlichen Outfitcheck entscheidet, da euer Bauch euch heute nicht flach genug ist. Kommt euch das bekannt vor?
Wodurch wird eigentlich dieser Blick auf unseren Körper beeinflusst?
Das Körperbild ist das Selbstbild das sich eine Person von ihrem*seinem Körper macht. Es ist ein Aspekt unseres Selbstkonzeptes. Dieses Konzept baut sich aus der Gesamtheit der Einstellungen die man*frau zum eigenen Körper errichtet. Also das was ich selbst visuell, emotional und gedanklich von meinem Körper halte und das von dem ich glaube, was andere darüber denken.
Unser Körperbild wird beeinflusst durch vier verschiedene Ebenen
Unsere Wahrnehmung – Das beschreibt, die Art und Weise wie wir unseren Körper sehen. Das perzeptive Körperbild beschreibt die Differenz zwischen der eigenen Wahrnehmung unserer äußeren Erscheinung und dem tatsächlichen Aussehen. Das kann nicht immer der Realität entsprechen. Ich kenne z.B. einige Personen in meinem Umfeld, die sich als ausladender wahrnehmen als sie eigentlich sind.
Unsere Gefühle – Ich denke jede*r von euch hat ein Gefühl zum eigenen Äußeren. Bei mir kann das sehr variabel sein und ist eng verbunden mit den Erwartungen an den Tag und an mich. Das affektive Körperbild beschreibt unseren Grad der Zufriedenheit mit unserem Erscheinungsbild, dem Körperbau, dem Gewicht und den einzelnen Teilen unseres Körpers.
Unsere Gedanken und Überzeugungen – Der Wunsch größer, schlanker und muskulöser oder fitter zu sein, kommt euch vielleicht bekannt vor. Die Gefühle die ich meinem Körper entgegenbringe, sind eng verknüpft mit meinen Überzeugungen. So können wir mit einer bestimmten Körperzone nicht zufrieden sein, weil wir glauben sie habe nicht die richtige Form. Diese Betrachtungsweisen werden häufig geformt durch unsere Konsumkultur und den sozialen Medien, die eine Hierarchie körperlicher und sexueller Attraktivität formen. Aber auch durch Erfahrungen verwurzelt in unserer Kindheit. Kommentare von Eltern, die Aussagen über den Körper ihrer Kinder treffen, die den erwachsenen Menschen, der*die bei mir in der Sexualberatung sitzen nachhaltig beschäftigen und das eigene Körperbild massiv beeinflussen.
Unser Verhalten – Das beschreibt all das was wir tun oder auch nicht tun, wenn wir mit unserem Körper zufrieden oder unzufrieden sind. Wir meiden dann einfach verschiedene Aktivitäten, weil die z.B. unangenehme Gefühle auslösen oder ernähren uns auf eine bestimmte Art und Weise. Manchmal kann Unzufriedenheit auch einfach zu ungesunden Handlungen führen. [1]
Das Gute ist, wie ich finde, dass unser Körperbild nicht „in Stein gemeißelt“ ist. Es ist veränderbar. Ich empfinde zwar selbst Zeitschriften, manchmal auch Umfelder, Soziale Medien als frustrierend in Bezug auf die Entwicklung von positiven Körperbilder, aber noch immer können wir entscheiden wie wir unseren Körper sehen und empfinden. Und wir sollten definitiv existierende gesellschaftliche Schönheitsideale, die hierarchisch und ausschließend sind, in Frage stellen. Ich persönlich bin sehr dankbar über die Body Neutrality Bewegung, die unsere gesellschaftlichen Schönheitsideale in Frage stellt und dafür plädiert unseren Selbstwertbarometer unabhängig von unserem körperlichen Aussehen neu auszuloten. Ich finde das ist ein gelungenes Statement.
Die Macht der Ideale
Die einzige Norm die existieren sollte, ist die der Verschiedenheit. Wir werden zwar alle nackt geboren, sind gleichwertig, aber nicht gleich.
Wenn ich ein Bild von meinem Körper haben will, dann ist es von Bedeutung diesen auch in Besitz zu nehmen. Und wenn man sich schlecht spürt und wahrnimmt, werden äußere Maßstäbe wichtiger. Spiegel und Waage nehmen an Bedeutung zu, der ständige kritische Blick in den Spiegel auf der Suche nach den Partien die nicht gefallen. Das einzige Ergebnis wir fühlen uns schlechter. Was passiert? Der Körper wird zum Fremdkörper und nur noch von außen betrachtet und wie man sich von innen fühlt, findet immer weniger Berücksichtigung. Du spürst weniger, bewohnst ihn weniger und wirst dir fremd. Keine inneren Maßstäbe mehr zu haben, kann zur Verunsicherung und zum Kontrollverlust führen. Und dabei sind äußere Maßstäbe ein unmöglich zu erreichendes Ziel. Wir werden nie und nimmer der Körper einer anderen Person sein – Dein Körper deine Ideale.
Was macht das jetzt mit dem Sex?
Jede*r von uns hat mal gute und mal schlechte Tage und dementsprechend können unsere körperlichen Zuschreibungen ausfallen. Diese Eigenwahrnehmungen haben Auswirkungen auf unser Verhalten und drücken sich durch unseren Körper aus. Das kann Barrieren produzieren in Bezug auf unsere Ausstrahlung, unsere Kommunikation, wie wir auf Menschen zugehen und tobt sich in unserer Sexualität aus. Da wir ein Bündel unserer Lernerfahrungen sind, erfahren wir von klein auf, bewusst als auch unbewusst, abhängig von Kultur und Umfeld wie wir uns zu verhalten haben und mitunter auch wie wir auszusehen haben. Diese Dinge können sich als Einschränkungen auf die Sexualität übertragen und zu Zweifeln führen. Habe ich zu viel, zu wenig, bin ich genug, sind meine sexuellen Bedürfnisse “richtig”, darf ich begehren wen oder was ich will und so weiter. Unser Körperbild ist damit ein bedeutender Bestandteil unserer (sexuellen) Identität und unseres Selbstkonzeptes.
Die Möglichkeit, die eigene Sexualität auszuleben und sich sexuell erfüllt fühlen zu können, ist demnach größer, wenn wir ein positiveres Körperbild und damit ein besseres Selbstwertgefühl haben. Das Bewusstsein über meine sexuellen Does and Don´ts, wie mein Körper tickt und das auch in eine Sprache zu bringen ist deutlich ausgeprägter.
Der Bezug zu deinem Körper
Sprechen wir von dem zu erreichenden Ziel eines positiven Körperbildes, dann würde folgende Zuschreibung auf dich zutreffen:
Der Weg dahin
Die Achtsamkeitspraxis ist in dem Zusammenhang spannend. Durch die Praxis der Langsamkeit tauchst du mit allen Sinnen in deinen Körper und deinen Geist ein. Es ist eine Haltung, die wir uns aneignen können, die uns eine bestimmte Art der Wahrnehmung ermöglicht und zwar tolerant und offen im Hier und Jetzt zu sein. Das setzt natürlich voraus man*frau nimmt sich Zeit und gibt etwas Langsamkeit in den eigenen Lebensrhythmus. Über Achtsamkeit treten wir in Kontakt mit uns und lenken den Fokus auf unsere Befindlichkeiten und die eigenen Stimmen, lernen sie besser kennen und lassen sie für einen Moment da sein. Wir befreien uns davon, dass die Lösung im Außen liegt und schauen auf unser Inneres.
Achtsamkeit – Konkret betrachtet könnte man zur Verbesserung des Körperbildes z.B. eine Achtsamkeitsmeditation oder ein körperliches Focusing machen.
Eine Achtsamkeitsmeditation kann uns für die innere Wahrnehmung sensibilisieren, um etwas genauer hinzuhören was unser Körper uns sagen möchte. Focusing basiert auf der Achtsamkeitspraxis und man konzentriert sich auf einzelne Körperbereiche und bemüht sich um die Wahrnehmung der körperlichen Empfindungen. Focusing kann auch direkt mit einem sexuellen Anliegen verbunden werden und man*frau lenkt die Aufmerksamkeit ins Geschlecht und lässt es „sprechen“. [2]
Der Blick nach Innen – Kehren wir zurück in unsere Gedanken. Um sich mit dem eigenen Körperbild intensiver auseinander zu setzen, können wir einen Blick auf unsere inneren Bilder und Überzeugungen werfen, um ihre Wirkung auf unsere Stimmung und unseren Körper zu reflektieren.
Etwas mehr Selbstfürsorge – Nimm dir Zeit für dich und schärfe deine Wahrnehmung für das Schöne. Schaffe dir eine Atmosphäre in der du dich wohlfühlst und gehe auf eine Erkundungsreise. Schließe die Augen und berühre deinen Körper mit deinen Händen. Spüre, ohne zu bewerten nur wie sich die Berührung, die du dir schenkst, anfühlt und welche Emotionen sie auslösen. Notiere dir gern im Anschluss deine Erfahrungen.
Genauso kannst du aber auch in deinen täglichen Routinen deinem Körper etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Wenn du möchtest kaufe dir Pflegeprodukte die sich für dich gut anfühlen. Verwöhne auch deine Geschönregionen. Bei der Pflege deines Körpers benutze deine Hände, lass dir dabei Zeit, dann spürst du deinen Körper besser.
Setz dich in Bewegung – Ein negatives Körperbild wirkt sich unter anderem auf die körperliche Ausstrahlung aus. Um die körperliche Enge aufzuweichen oder auch den Körperpanzer aufzubrechen, bietet sich körperliche Bewegung an. Ob du nun spazieren gehst, Sport treibst den du magst oder dir Musik anmachst und dich dazu bewegst, du wirst Veränderung spüren. Denn es existiert eine Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche. Unser Denken und Fühlen beeinflussen unseren Körper und auch umgekehrt hat unsere Körperhaltung einen Einfluss darauf was wir denken und fühlen. Der Körper vieler Menschen ist oft im Kampf-Flucht Modus aktiv und das hat Auswirkung auf die eigene Wahrnehmung. Man*Frau ist verkrampft, gestresst und die Körperhaltung eingesunken. Über Bewegung geben wir unserem Körper die Chance sich zu entspannen, Körperregionen werden wieder durchblutet, wir werden empfindsamer, du beruhigst deine Gedanken und wirst deinen Körper wieder besser spüren. [3]
Mir ist bewusst, dass alle Tipps nur grob beschrieben sind und nicht alle sind ohne Vorerfahrungen oder (professioneller) Anleitung gut umzusetzen. Wenn du beim Lesen Lust bekommen hast, einzelne Übungen auszuprobieren, dann folge mir auf Instagram unter rabbits_christingemoll oder nimm an meinem Workshopprogramm „Movement and Desire“ teil.
Be active and see the good. Your value is more than your appearance.
[1] Gesundheitsförderung Schweiz (2016): Themenblatt Positives Körperbild. Grundbegriffe, Einflussfaktoren und Auswirkungen. Bern: Abgerufen von: https://gesundheitsfoerderung.ch/assets/public/documents/de/5-grundlagen/publikationen/ernaehrung-bewegung/Themenblatt_Positives_Koerperbild.pdf
[2] Susanna-Sitari Rescio (2014): Sex und Achtsamkeit. Bielefeld: J. Kamphausen Mediengruppe GmbH. 1.Auflage
[3] Dania Schiftan (2018): Coming Soon. Orgasmus ist Übungssache. München: Piper Verlag GmbH